Große Fische für Konversionsgelände Flugplatz Leck
Erster kommerzieller „Ankerkunde“ für Gewerbepark gefunden?
Zu einem Gespräch trafen sich am 12. Juli 2017 Lecks Bürgermeister Andreas Deidert, sein Stellvertreter Ingo Scholz, der ehemalige ECCO-Chef Salem G. Hattab und Mohamed Abu Issa, Managing Director des in Dubai beheimateten Unternehmens Grandstores im Lecker Rathaus.
Ziel war die Erarbeitung und Unterzeichnung eines „letter of intent“, einer festen Absichtserklärung über die Investition des Unternehmens in Höhe von 20 Millionen Euro in ein innovatives Projekt der Störzucht.
Dazu sollen in drei bereits vorhandenen Hallen auf dem ehemaligen Flugplatz große Fischbecken errichtet werden. Zwei weitere Becken von je anderthalb Hektar Größe werden für die Jungtiere im Außenbereich angelegt. Insgesamt sollen auf einer Fläche von zehn Hektar 15.000 – 20.000 Fische gehalten werden. Allein durch dieses Projekt können auf Dauer auf dem Konversionsgelände 45 bis 50 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Das Unternehmen Grandstores ist Teil der Faisal Holding, eines großen Imperiums in Dubai, zu dem u.a. Supermarkt- und Hotelketten gehören.
Ideengeber für diese Pläne war Salem G. Hattab aus Niebüll. Dem seit fast vier Jahrzehnten in Südtondern heimischen Geschäftsmann behagte der Gedanke nicht, dass sich auf dem ehemaligen Flugplatzgelände umweltbelastende Industrie ansiedeln würde. Umso interessanter erschien ihm das von Professor Angela Köhler am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven entwickelte Patent zur Kaviargewinnung: bislang müssen zur Entnahme des „schwarzen Goldes“ die Störweibchen getötet werden. Das Problem der Lebendgewinnung war die Instabilität der reifen Eier, die bislang von lebenden Stören entnommen wurden: sie verkleben bei Wasserkontakt und platzen bei der Zugabe von Salz. Nur unreifer Rogen, der kurz vor dem Laichen durch Schlachtung gewonnen wird, hat die nötige Festigkeit für eine Weiterverarbeitung.
Mit dem tier- und umweltschonenden Verfahren werden nun die unbefruchteten Eier mit sanftem Abstreichen dem lebenden Weibchen entnommen. Der Kaviar wird mit einer kalziumhaltigen Flüssigkeit umspült, analog zu einer Befruchtung der Eier. Dadurch werden Enzyme im Ei aktiviert, die Kornhülle wird stabilisiert und kann so die anschließende Reinigung und Weiterverarbeitung unbeschadet überstehen. Liebhaber schätzen den so gewonnenen Kaviar wegen des frischen Geschmacks, denn die reif geernteten Eier benötigen wegen ihrer glatten Oberfläche außer ein wenig Salz keine Konservierung. Herkömmlich gewonnener Kaviar wird zur Konservierung mit dem Nervengift Borax behandelt.
Wenn nun, nach anderthalb Jahren Vorbereitungszeit, die Ingo Scholz und Salem G. Hattab intensiv mit der Suche nach einem Investor und zahlreichen Gesprächen verbracht haben, der jetzt verhandelten Absichtserklärung auch durch den Aufsichtsrat der Faisal Holding zugestimmt wird, könnte in einem Jahr mit der Erschließung und dem Bau begonnen werden. Die ersten Fische würden dann voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2019 in Leck eintreffen, um hier „LECKer Kaviar“ für den Export in die ganze Welt zu produzieren.